Didaktik vor Curriculum

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Didaktik vor Curriculum beschreibt den Ansatz, Unterricht ausgehend von der Didaktik zu planen. Didaktik vor Curriculum bedeutet nicht, dass Curriculum keinen Wert hat. Es bedeutet aber, dass man zunächst versuchen sollte, ein möglichst gutes Umfeld zum Kompetenzerwerb zu schaffen und dann in zweiter Linie prüft, ob beim Lernen auch wirklich die gewünschten Ziele erreicht werden. Theoretiker wie Dylan Wiliam halten dies für effizienter, als wenn der Unterricht in erster Linie auf die Ziele ausgerichtet wird und dann nur sekundär wichtig ist, ob diese auch erreicht werden können.

“Ein schlechtes Curriculum, das gut unterrichtet ist, ist immer eine bessere Erfahrung für Lernende als ein gutes Curriculum, das schlecht unterrichtet wird: Didaktik geht vor Curriculum. Oder genauer: Didaktik ist Curriculum, weil es wichtiger ist, wie unterrichtet wird, als was unterrichtet wird." ― Dylan Wiliam, Embedded Formative Assessment [1]


"Didaktik vor Curriculum" und Lehrplan 21

Der Lehrplan 21 enthält eine Fülle von zu erreichenden Zielkompetenzen und eine eher übersichtliche Menge von didaktischen Hinweisen. Wir schlagen vor, dass die didaktischen Hinweise wichtiger sind für das Unterrichten als das Studium jeder einzelnen Kompetenz. Oder genauer: Unterricht soll primär geleitet werden durch eine überzeugende und kraftvolle Didaktik und sich dann in der Folge selbstverständlich dafür interessieren, ob die angestrebten Ziele erreicht werden.

Ein Grund für den Leitsatz "Didaktik vor Curriculum" im Zusammenhang mit der informatischen Bildung ist, dass das selbstgesteuerte, spielerische und fächerübergreifende Lernen ein zentraler Punkt der Didaktik ist, die vom Lehrplan 21 gefordert wird. Diese freie und auf konkrete Anwendung ausgerichtete Art des Lernens steht zunächst im Widerspruch dazu, dass ein präzises Set von genau definierten informatischen Kompetenzen erworben wird. Durch "Didaktik vor Curriculum" wird ein effizientes und handhabbares Unterrichten ermöglicht im Rahmen der vom Lehrplan 21 geforderten Didaktik.


"Didaktik vor Curriculum" und Scalable Game Design

Scalable Game Design bietet Lernenden durch die tiefe Schwelle und hohe Decke die Möglichkeit, weitgehend ihre eigenen Anliegen umzusetzen. Dabei sollen sie selbstgesteuert die wichtigen Kompetenzen erarbeiten. Wichtiger als das unmittelbare Ausrichten an einzelnen Kompetenzen ist, dass die Lernenden in einen Flow geraten und sich selbstgesteuert und spielerisch mit der Materie auseinandersetzen.

Scalable Game Design fokussiert auf den Informatikkompetenzen von Lehrplan 21. Die angestrebten Kompetenzziele können und sollen periodisch überprüft werden. ""Didaktik vor Curriculum" betont aber, dass der Weg mindestens ebenso wichtig ist wie die Ziele: Die Lernenden sollen sich in Einklang mit den didaktischen Hinweisen des Lehrplan 21 Kompetenzen aneignen.


Überprüfen von Kompetenzzielen

Zunächst einmal ist "Didaktik vor Curriculum" nicht notwendigerweise ein Widerspruch zum curriculum-basierten Unterrichten. Wenn man für bestimmte Lernziele eine gute didaktische Umsetzung zur Verfügung hat, dann kann und soll man sie anwenden. "Didaktik vor Curriculum" besagt nur, dass man die Didaktik in den Vordergrund stellt, wenn ein Konflikt besteht zwischen dem direkten Zusteuern auf Ziele und einem guten, reichen, effizienten Unterricht. Lern- und Kompetenzziele werden gesehen als das, was sie eigentlich sind: Ziele.

Wie prüft man die Kompetenzziele des LP21 effizient?

  • Einige Ziele sind relativ selbstverständlich und gut einsehbar, zum Beispiel, ob die Lernenden sich über ihre Mediennutzung unterhalten können. Wenn man mit den Lernenden gelegentlich Unterhaltungen über die Mediennutzung führt oder Schreibanlässe dazu anfallen, dann weiss man üblicherweise, ob das Ziel erreicht ist oder nicht.
  • Einige Ziele sind subjektiv gut zugänglich, man kann die Kinder einfach fragen, ob das Ziel erreicht ist. Kinder wissen beispielsweise, ob sie eine Geheimschrift benutzen können.
  • Einige Ziele lassen sich leicht testen. Man kann beispielsweise Kinder leicht bitten, die Gundfunktionen der Informatik aufzuzählen oder einen Sachverhalt als Grafik darzustellen.

Für die Testung empfehlen wir einen Mix, der darauf ausgelegt ist, zentrale Kompetenzen mit vertretbarem Aufwand zu überprüfen. Dabei liegt es im Ermessen der Lehrperson, welche Kompetenzen das jeweils sind und wie die Prüfung aussieht. Ziel sollte sein, eine gute Regie über den Kompetenzerwerb zu übernehmen, dafür ist ein schneller Überblick über einige wichtige und leicht prüfbare Kompetenzen oft besser geeignet als das präzise Erfassen einer einzelnen Kompetenz in Form einer schriftlichen Leistungsprüfung.

Als Mittel zur fortlaufenden Überprüfung eignet sich auch ein ICT-Pass.


Literatur

  1. Im Original: “A bad curriculum well taught is invariably a better experience for students than a good curriculum badly taught: pedagogy trumps curriculum. Or more precisely, pedagogy is curriculum, because what matters is how things are taught, rather than what is taught.” ― Dylan Wiliam, Embedded Formative Assessment